Donnerstag, 13. Januar 2005
Demo in Erfurt gegen Studiengebühren - Fotos vom 13.01.2005
Demo Erfurt 13.01.2005
Demo Erfurt 13.01.2005
Demo Erfurt 13.01.2005
Demo Erfurt 13.01.2005
Demo Erfurt 13.01.2005

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Rede von Jens Wernicke
Hier die nette Rede, die uns' Jens Wernicke heute dem einzigartigen Namensvetter Jens Göbel auf der Demo in Erfurt widmete und unsere Gemüter erhellte. Vielen Dank.

"Jubel-Rede für Herrn Göbel
Frei nach der Devise: Verarschen, das können wir auch!

Gott sei Dank gibt es Menschen wie Herrn Minister Göbel! Jung, dynamisch,
attraktiv – und bis über beide Ohren intelligent. Ja, wirklich! Denn was
auch immer für Probleme auftauchen – Jens Göbel hat eine passende Antwort
parat.
Da sagen die Lehrer, die Schulen brächen zusammen, ja, man bräuchte endlich
mehr Lehrpersonal – und Jens Göbel antwortet: Das bildet ihr euch doch nur
ein.
Da streiken und protestieren tausende von Studierenden gegen seine Politik,
die die Lernbedingungen an Hochschulen immer unmenschlicher macht – und Jens
Göbel erwidert: Hey, Leute, Schnauze – und zurück ins Glied! Schaut mal nach
Südostasien. Denen da geht es schlecht. Euch hingegen geht es noch viel zu
gut. Was unter anderem daran zu erkennen ist, dass ihr noch Zeit zum Meckern
habt.
Ja, Jens Göbel ist einfach toll. Ein wahrer Stern am intellektuellen und
menschlichen Firmament. Besonders bewundere ich ihn dafür, wie flexibell er
denkt. So kann er dem Ring Christlich Demokratischer Studenten erzählen,
Studiengebühren seien toll und kämen schon bald, den “anderen” Studierenden
hingegen versprechen, bis 2009 studierten sie studiengebührenfrei – und im
gleichen Atemzug noch den Medien offenbaren: Ja, also, wenn der Trend dahin
geht, dann kommen wir nicht umhin. Ja, nicht nur zeugt das von Flexibilität.
Auch macht es ein bewundernstwertes Politikverständnis deutlich: Ich rede
allen nach dem Mund und drehe meine Fahne in den Wind!
Und hartnäckig ist der liebe Jens obendrein. Flexibel und hartnäckig
zugleich! Bereits vor einem Jahr hatten wir ihm auf einer Podiumsdiskussion
in Weimar in epischer Breite erklärt, dass es weltweit kein einziges “sozial
verträgliches” Studiengebühren-Modell gibt – und ein solches, wie die
Wissenschaft schon vor Jahren bewies, nicht einmal theoretisch möglich
erscheint. In allen Ländern, in denen angeblich “sozial verträgliche”
Studiengebühren, die nach dem Studium einkommensabhängig zurückgezahlt
werden, eingeführt wurden, ist die Zahl der StudienanfängerInnen rapide
gesunken. Kinder aus Arbeiter- und Angestelltenfamilien schreckten vor
dieser angeblich “sozial verträglichen” später tilgbaren Verschuldung
zurück. Auch wurde nach ihrer Einführung überall auf der Welt die Höhe der
Studiengebühren immer weiter nach oben geschraubt - und zog sich der Staat
zugleich immer weiter aus der Bildungsfinanzierung zurück. So verschuldet
sich ein australischer Medizin-Student bspw. momentan um ca. 6000
australische Dollar pro Semester. Während die Studienbedingungen wohl
gemerkt immer schlechter werden, jawoll. All das haben wir dem lieben Jense
bereits vor einem Jahr erklärt. Er aber, wie er nun mal ist, saß einfach
cool auf unserem Podium herum und bestand auf seiner Vision: Studiengebühren
sind ja schon irgendwie toll!
Danke, danke, danke, lieber Jens. Für diese Mischung aus Flexibilität und
Hartnäckigkeit bewundern, ja vergöttern wir Dich.

Aber Leuchten – oder “Sternchen” - wie Jens gibt es ja zum Glück viele in
Wirtschaft und Politik. Er ist kein Einzelfall. Zum Glück, muss man sagen.
Weil dieses Land sonst nicht regierbar wäre, wie es scheint.

Immer wieder protestieren tausende oder hunderttausende von Menschen gegen
eine Politik, die ihnen immer wieder aufs Neue zum persönlichen Nachteil
gereicht. Aber aufgrund der gebündelten Intelligenz der herrschenden Klasse
wird dann immer wieder sehr schnell klar: Leute, es geht gar nicht anders.
Es muss so sein, weil es nur so sein kann. Bzw.: “Um Euch allen Gutes zu
tun, müssen wir Euch allen erstmal eine Weile Böses tun. Später, ja schon
bald, wird dann aber alles ganz bestimmt wieder fein. Pionierehrenwort!”
Wir müssen die Renten kürzen, denn die Kassen sind ja leer. Wir müssen
Menschen, die arbeitslos geworden sind, weil die Wirtschaft ihr Geld lieber
an der Börse verbrät als in Beschäftigung zu investieren, in entrechtete
Zwangsarbeitsgelegenheiten zwingen. Und wenn sie nicht mitmachen, lassen wir
sie verhungern. Denn: Die Kassen sind ja leer. Wir müssen die Kranken mit
Strafzöllen belegen. Denn, ja, ihr ahnt es schon: Die Kassen sind leer! Wir
müssen die Gewerkschaften zerschlagen und die Löhne senken, denn, jaaaaa:
die Kasen sind leer. Und nicht zuletzt müssen wir Studiengebühren einführen,
weil der Staat sich Bildung nicht mehr zu leisten vermag. Er hat ja kein
Geld! Eine derartige Politik in solch rigoroser Art und Weise wurde zuletzt
unter Reichskanzler Brüning realisiert. Sie führte zuerst in Armut und
Elend. Und anschließend zu Faschismus und Krieg.
Alternativen hierzu aufzuzeigen – das wäre eigentlich die Rolle der
Humboldtschen Universität. Aber das leisten dieselben nicht mehr. Niemand an
den Hochschulen verdeutlicht mehr, was wissenschaftlich nachweisbar ist:
Dass die Lohnnebenkosten nicht zu hoch sind, die Sozialversicherungssysteme
halten, unser Land nicht vergreist, und eben den Gewerkschaften der
vergangene wirtschaftliche Aufschwung zu verdanken ist.
Längst sind die Hochschulen zu Ausbildungsbetrieben geworden, die
stromlinienförmige Menschen ausbilden, die nicht mehr in der Lage sind,
Zusammenhänge zu erkennen, selbst zu denken und Kritik zu formulieren.
Menschen, die Angst vor Repressionen haben – und die sich einreden, dass
nach ihrem Studium dann schon alles irgendwie besser und die Gesellschaft
schon menschlicher sein würde. Witz, witz, lach, lach. Eine Gesellschaft,
die aus solchen Menschen, die dergestalt denken, besteht, wird mit
Sicherheit keine menschlichere sein.
Was ich mit “stromlinienförmig” meine, fragt ihr Euch? Nun, Folgendes: Wer
von uns hat in Vorlesungen denn schon einmal die Meinung seines Professors
hinterfragt? Sich schon einmal gegen diese positioniert? Wer darüber
nachgedacht, dass Menschen, die knapp 10.000 Euro im Monat verdienen,
womöglich ein Interesse daran haben, dass – zumindest für sie, ihr Einkommen
und ihre “Schicht” – auch ja alles so bleibt, wie es ist? Man also lieber
nicht die Reichen und Mega-Reichen kritisiert, sondern stattdessen besser
weiterhin die Schwachen, Stimmlosen und Entrechteten beraubt, weil das sonst
die eigene Position bedrohen könnt'? Niemand! Seht ihr, ich sage es ja.

Insofern ist die Politik von Jens Göbel und anderen Genies tatsächlich:
Durchgehend konsequent und anerkennswert. Sie alle verdienen Bewunderung!
Denn wo man schon nicht verhindern kann – oder will -, dass demnächst
erneut ein “dunkles Zeitalter” über unser Land hereinbricht, da sollte man
zumindest sehen, wo man selber bleibt. Und sollte sich von unnötigem Ballast
trennen, wo es nur irgend geht.
Unnötig in diesem Sinne ist dann bspw. die deutsche Universität, die
“chancengerecht” daherkommt und doch nur Kindern aus Akademikerelternhäusern
Bildung angedeihen lässt. Die deutsche Universität, die die Kinder der Ober-
und Mittelschicht immer weiter und weiter von den Lebensrealitäten großer
Teile der Menschen in diesem, unserem Lande entfernt. Indem sie sie erzieht,
kritikunfähig macht, und ihnen vermeintlich wissenschaftlich erklärt: Das
Bestehende ist die einzig vorhandene Möglichkeit!

Ich schließe daher mit einem Appel: Liebe Studierende, liebe Anwesende.
Lasst uns endlich einsehen und anerkennen, wie Recht Menschen wie Jens Göbel
doch haben! Lasst sie uns endlich – und ab sofort – darin bestärken und
unterstützen, Studiengebühren einzuführen, die Schulen zu privatisieren, für
– denn auch das wurde bereits in gewissen Kreisen diskutiert – Ausbildungen
Geld zu verlangen anstatt zu zahlen usw. usf. Lasst uns ihnen dabei helfen,
diese Gesellschaft zumindest am “Funktionieren” zu halten – und endlich die
letzten Kritker aus Oberschicht, Mittelschicht und Bildung zu verdrängen.

Im Vergleich zu uns haben sie nämlich verstanden, was so dringend notwendig
ist: Fatalismus. Wider die Menschen gerichtete Politik. Erziehung zum “Homo
Oeconomicus”. Die Lüge von der “Eigenverantwortung”. Die Gleichschaltung der
Bildung. Sowie jährlich hunderte von Milliarden an Steuergeschenken für die
Reichen und Mega-Reichen im Land. Weil nur durch diese zu argumentieren sein
kann: Upsi, das tut uns aber leid – die Kassen sind leeer! Aber das bißchen
Aua, Zwang und Gleichschaltung haltet ihr schon aus. Es ist ja nur zu eurem
Vorteil. Harhar..

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=DEMO - BERICHT aus Erfurt, für die die nicht da waren=
Liebe Studierende Weimars,

es folgt ein kleiner Bericht zur Demo in Erfurt:

Am Donnerstag den 13.01. fand eine Demo gegen Studiengebühren und die Abschaffung der studentischen Mitbestimmung statt. Die Demonstration war von Organisation, welche diesmal in der Hand der FH Erfurt lag, sowie vom Feedback der Erfurter Studenten ein voller Erfolg.
Es waren genügend Studenten und Schüler erschienen um Stimmung zu machen.
Eine Demo ist dazu da unsere Meinung öffentlich zu machen, so dass auch Außenstehende davon erfahren was es für Probleme in der Bildungspolitik gibt. Es wurden alle Tageszeitungen erreicht, sowie Berichte auf regionalen Sendern wie MDR.

Die Vorbereitung zur Demo war von unserer Seite eher mäßig. Bei der nächsten Demo die wohl unumgänglich ist, wird sicher ein besserer Termin gewählt, so dass sich aus Weimar mehr Helfer und Aktivisten den anderen Unis Thüringens mit anschließen.

Das erste Treffen fand gegen 14 Uhr auf dem Weimarer Bahnhof statt. Wir haben uns mit Jens Wernicke, einer der Hauptredner, getroffen um
dann am Erfurter Hauptbahnhof die Weimarer Vorhut und die restlichen Jenaer
zu treffen. Es gab 3. Demo Züge in Erfurt, die sich am Domplatz deren Route sich am Domplatz trifft.

Um 14.40 sind wir gestartet in Richtung Domplatz, der verdi Wagen ist vorweg
gefahren mit Jens als lautstarken Sprecher und „DJ“. Kurzer Zwischenstop am
Fischmarkt wo wir auf den 2. Demo Zug der FH Erfurt gestoßen sind.

"Wir sind hier! Wir sind laut! Weil man uns die Bildung klaut!", mit diesen
Worten sind wir auf dem Domplatz gezogen um uns dort den 3.Demo Zug
anzuschließen. Auf den Domplatz gab es mehrere Redner vor allem mit den
Themenschwerpunkt Studiengebühren.

Was noch besonders hervorgehoben werden sollte, dass sich sogar
Schulklassen unserer Demo angeschlossen haben. Nach den Reden und
gegenseitigen Applaus hat sich die gesamte Bildungsbegeisterte Menge zur
Staatskanzlei bewegt. Diesmal vorweg ein Wagen mit mehreren Trommlern, welche für eine fantastische Stimmung sorgten.
An der Staatskanzlei angekommen wurde unser Kultusminister Goebel nach
einigen Reden von Studierenden Vertretern aufgefordert aus der Kanzlei zu
kommen und das Wort zu ergreifen.
Dies Tat er dann auch und erklärte, dass es bis 2009 keine Studiengebühren geben soll, und dass bisher noch nix an Bildung gespart wurde in Thüringen. Damit wurde die Menge natürlich sehr unruhig, und Herr Goebel erzählte weiter fleißig von der guten
Bildungspolitik der letzten Jahre bei der alle sparen müssen.

Unserer Meinung nach kann dies ja so schon nicht stimmen, da ja gerade vor
kurzem das Ministerium für Forschung&Bildung und Kultur zusammengelegt
wurde, und man nicht davon ausgehen kann das Herr Goebel jetzt doppelt soviel Geld
hat

Danach hatte Jens Wernicke das Wort, er schilderte auf nicht typischen Demo Redensstil, wie sehr doch unser Kultusminister mit seinen Ansichten und Taten vor Intellekt strotzt.
Er verdeutlichte, dass die Meinung unseres Herr Goebels sich so darstellt: Die Kassen sind leer, also muss überall gespart werden, vor allem an denen die so schon nix haben. Um gutes tun zu können muss man erst einmal etwas schlechtes tun.
Seine Rede war ein voller Erfolg.

Obwohl schon einige Stunden für jeden in der Kälte vergangen waren wollten
selbst nach Jens seiner Rede kaum welche schon gehen.
So hat Steffen (auch aus Weimar) unseren Kultusminister noch ein symbolisches „Ei“ als Dank für seine gute Leistung bisher geschenkt.
--
Fotos dazu werden demnächst veröffentlicht, entweder auf unserer fast fertig gestellten neuen StuKo Homepage oder der Streik-Page.

Liebe Grüsse
euer Udo( Referat HoPo, StuKo)

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Einen ersten wunderschönen guten Morgen im Sinne der wunderbaren Studiengebühren!!!
Es ist doch ein sehr gutes Gefühl, zu wissen, dass wir am Standort Wuppertal nicht die einzigen Studenten sind, die gegen Studiengebühren kämpfen!!! Doch um dies herauszufinden muss man sich zuerst durch die Irrungen und Wirrungen des Internets hangeln und rangeln.... Im TV hörte man bis jetzt ja leider von Studentendemos gegen die Studiengebühren nicht soo besonders viel; um genau zu sein, eigentlich 0!
Sehr schade, dass das Haushaltsloch -wie heisst es noch gleich- im Lande von Goethe und Schiller nun durch ein Bildungsloch ersetzt werden soll...
Aber das lassen wir in Wuppertal nicht mit uns machen!!! Und ich hoffe, ihr in Weimar auch nicht!

Gebt nicht auf im Kampf gegen die teuersten Kamelle, seit es Unis gibt!!!

Alles Gute euch allen!
Susi

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endlich tut sich mal was

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