Montag, 5. Januar 2004
Zur SPD: Elite-Uni macht dumm!
PRESSEMITTEILUNG:

Bonn, 05.01.04

Elite-Uni macht dumm!



Die am Wochenende bekannt gewordenen Leitlinien zur Innovations- und Wissenschaftspolitik der Bundesregierung stoßen beim freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) auf Ablehnung.



„Es ist zu befürchten, dass auf die bereits beschlossene Sozialdeform der Agenda 2010 jetzt der Bildungsabbau folgt“, sagt Nele Hirsch vom Vorstand des bundesweiten studentischen Dachverbandes. Der fzs kritisiert, dass die für den nächsten Bundeshaushalt geplanten Mehrausgaben für Bildung nicht zu einer Verbesserung der Gesamtsituation des Hochschulwesens genutzt werden sollen. „Unsere Hochschulen sind seit Jahren chronisch unterfinanziert. Leuchtturmprojekte wie Elitehochschulen helfen jetzt nicht weiter!“, sagt Colin Tück, ebenfalls im Vorstand des fzs. Wie der jüngste Bericht des statistischen Bundesamts zeigt, sind die Hochschulausgaben seit 1980 real um 15% gesunken.



Beim Aufbau von Eliteuniversitäten geht es in erster Linie um den „Kampf um die besten Köpfe“: Man hofft durch Elitehochschulen, die Abwanderung von deutschen SpitzenwissenschaftlerInnen beispielsweise nach Amerika zu verhindern. „Der Aufbau einer Elitehochschule ist hier keine Lösung“, sagt Hirsch, „Man kopiert damit nur Versatzstücke aus ausländischen Modellen und drückt sich so um die Diskussion einer qualitativen Studienreform. Gerade durch eine solche Diskussion könnten die deutschen bzw. europäischen Hochschulen aber auch langfristig ein klares und attraktives Profil erreichen.“



Durch den verstärkten Wettbewerb im Hochschulzugang verschärfe sich zudem die soziale Selektivität. „Es ist bereits mehrfach nachgewiesen worden, dass Deutschland eines der Länder ist, in dem die soziale Herkunft den größten Einfluss auf den Bildungserfolg hat. Die Politik sieht offensichtlich keine Notwendigkeit, dagegen zu steuern“, so Tück. Erste Tendenzen zu dieser Art der Politik haben sich bereits in den Überlegungen gezeigt, den Zugang zum Master zu beschränken und nur noch den Bachelor als billiges Kurzstudium für die Massen anzubieten.



„Innovationsfähigkeit lässt sich nicht erreichen, indem man das gesamtgesellschaftliche Bildungsniveau senkt und eine Handvoll Elitehochschulen schafft. Statt einer Stärkung der Starken und einer Spitzenbildung für wenige, brauchen wir eine Bildungspolitik, die sozial Schwache gezielt fördert“, so Hirsch abschließend.

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