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Mittwoch, 21. Januar 2004
Pressemitteilung: Anhörung der politisch Verantwortlichen
jensw, 22:04h
Heute, am 21. Januar 2004, fand in der Mensa am Park der Bauhaus-Universität vor ca. 800 anwesenden Studierenden die lange geplante „Anhörung der politisch Verantwortlichen“ statt.
In zwei separaten Diskussionsrunden stellten sich nacheinander erst die Wissenschaftsministerin Thüringens, 4 Rektoren und der Geschäftsführer des Studentenwerkes Jena-Weimar – und anschließend die wissenschaftspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen, der Dekan der Weimarer Medienfakultät und Torsten Bultmann, Geschäftsführer des Bundes demokratischer WissenschaftlerInnen (BdWi), der studentischen Meinung und dem studentischen Protest.
Es wurde konträr diskutiert und argumentiert, in einem jedoch waren sich alle Anwesenden einig: Es ist an der Zeit, politische Scheuklappen abzulegen und gemeinsam die Nachbesserung des Thüringer Hochschulpaktes durch den Landtag zu forcieren. Die Thüringer Hochschulen haben Probleme, die keinesfalls nur an den Hochschulen selbst gelöst werden können.
„Meine Hochschule kann sonst in 2 Jahren dicht machen“, sagte Michael Schadeck vom StuRa der Technischen Universität Ilmenau. „Hören Sie also endlich auf, zu behaupten, alles wäre toll und den Schwarzen Peter stets nur weiter zu schieben. Seit 1975 ist keine deutsche Hochschule mehr ausfinanziert gewesen. Daran sind Sie alle zu gleichen Teilen schuld!“ Preisbereinigt sanken von 1975 bis heute die Ausgaben pro deutschem Studierenden auf ein Drittel der damaligen Aufwendungen ab. (Hintergrundinformationen unter: http://www.stura.tu-ilmenau.de/denkfabrik/daten/Heft_AG_HoPo_GEW_3.12.2003.pdf)
Ende Januar wird von der PDS ein Änderungsantrag zum Thüringer Hochschulpakt im Landtag eingebracht werden. Sowohl Prof. Dr. Jens Goebel (CDU) als auch Martin Döring (SPD) versicherten den anwesenden Studierenden, dass dieser Antrag in der Sache von allen Parteien nur gut geheißen und unterstützt werden kann.
Folgende mündliche Aussagen wurden verbindlich gemacht – und sind seitens der Studierendenschaft auf Video dokumentiert worden:
1. Block
„Das Hochschulsystem in Deutschland ist chronisch unterfinanziert. Durch die Annahme in den 90er Jahren, dass die Studentenzahlen sinken würden, ist so eine 150% Überlastung entstanden“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität. „Wir reagieren auf das Haushaltsdefizit des Landes nach einem Zufallsprinzip“, sagte der Rektor der Bauhaus-Universität Weimar. „Man muss mehr tun als der Hochschulpakt dies momentan tut“, sagte der Rektor der Hochschule für Musik. „Die neuen Bundesländer hatten zu allem die Chance und haben sie verpasst. Etwas weniger West und etwas mehr Ost würde uns allen gut tun“, sagte der Rektor der Fachhochschule Nordhausen. Das Studentenwerk Jena-Weimar machte deutlich, dass auch die Kürzungen des Landes am Studentenwerk nur auf dem Rücken der Studierenden ausgetragen werden könnten und dies weiterhin wohl auch zunehmend werden: Die Essenspreise werden steigen, die Semesterbeiträge werden erhöht usw. usf. Und dies alles in einem Kontext, in welchem die Qualität der Lehre kontinuierlich sinkt. „Es ist aber kein Geld für die Nachbesserung des Thüringer Hochschulpaktes da. Die Bundesregierung ist an allem schuld“, sagte Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski. Trotzdem wünsche sie sich für die deutschen Universitäten, dass diese in der internationalen ersten Liga mitspielen können. Elite-Universitäten hält sie für eine „blödsinnige Diskussion“. „Im Moment ist es an der Bauhaus-Universität Weimar ganz besonders eng. Reale Probleme sind deutlich ablesbar“, sagte der Rektor der Bauhaus-Universität Weimar. Er begrüßte die studentischen Aktivitäten und wünschte sich „langjährige Umwälzungsprozesse“. „Es gibt im Moment Probleme. Das hat niemand geleugnet“, bekannt Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski. „Wer behauptet, die Thüringer Rektoren sähen die Probleme an ihren Universitäten nicht oder würden gegen diese nicht ebenso wie die Studierenden protestieren, der irrt. Ich habe das immer getan“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Ich war nie in einer Partei und bin froh darüber. Das parteipolitische Geklüngel muss endlich ein Ende haben. Die Leute müssen erkennen, dass es um unsere jungen Leute geht“, sagte der Rektor der Hochschule für Musik. „Mehr Geld muss rausgerückt werden.“ „Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst darum sage ich auch, wie es um die Bildung in Deutschland steht. Ich setze mich für mehr Geld an Schulen und Hochschulen in Thüringen ein“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Frau Schipanski erwiderte er: „Die interne Hochschulreform kann es nicht sein.“ Und: „Aus den deutschen Hochschulen ist mit Teilreformen wohl kaum noch etwas herauszuholen. Wir habe keine Zeit mehr zu verlieren.“ „Es wird notwendig, in die Politik zu wechseln um in den Gremien mitzubestimmen“, sagte der Rektor der Bauhaus-Universität. „Studiengebühren sind unter den momentanen Bedingungen nur eines: Kontraproduktiv.“ „Es ist fünf vor Zwölf. Wir wären schlechte Rektoren, rückten wir die momentane bildungspolitische Debatte nicht in unseren Blickpunkt. Wir müssen um die knappen Gelder kämpfen. Reformprozesse sind fast vollständig ausgereizt. Unsere Ausbildung endet erst dann, wenn der Studierende im Arbeitsleben untergekommen ist“, sagte der Rektor der Fachhochschule Nordhausen. „Außer unseren Köpfen haben wir in Deutschland kaum etwas. Rohstoffe jedenfalls nicht“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Der Thüringer Hochschulpakt kann uns nicht zufrieden stellen.“
2. Block
„Thüringen muss sehr viel für die Bildung tun“, sagte Jens Goebel. „Wir müssen richtig gewichten. Der Hochschulpakt ist zu unflexibel. So sind wir nicht zukunftsfähig“, sagte Karin Kaschuba. „6 Millionen wurden in eine Werbekampagne für die Denkfabrik investiert, die doch lieber nicht in Werbung sondern in Denken hätten investiert werden sollen.“ „Die SPD lehnt grundsätzlich jedwede Art von Studiengebühren ab“, sagte Martin Döring. „Auch und gerade die soeben eingeführten Langzeitstudiengebühren gehören wieder abgeschafft.“ „Studiengebühren sind für die Hochschule zwar attraktive Einnahmen. Sie stellen jedoch eine unmögliche Hypothek für Studierende als auch und vor allem ein Nullsummenspiel dar“, sagte Matthias Maier. „Wenn sonst nichts mehr geht, tritt man die Elite-Debatte los. Das war in der deutschen Geschichte stets der Fall. Eine Ersatz- und Ablenkungsdebatte“, sagte Torsten Bultmann. „Elite ist eine Mogelpackung. Auslese und Aufteilung von Menschen – sonst nichts.“ „Das Land ist in der Pflicht. Denn der Hochschulpakt reicht nicht aus. Wir schneiden uns sonst nur ins eigene Fleisch“, sagte Martin Döring. „Der Hochschulpakt ist ein wahnsinnig enges Korsett. Es zeigt sich: Wenn wir nicht sofort etwas tun, müssen wir in 10 Jahren Studierende bezahlen, damit sie an unsere Hochschulen kommen. Politiker müssen endlich Werteentscheidungen treffen. Es ist viel über Reformen gesprochen worden. Es wurden jedoch nur wenige durchgesetzt. Und das ist nicht nur Uni-Sache!“, sagte Matthias Maier. „Der Elitediskurs ist nichts anderes als eine inszenierte Reform. Durch Einführung zweistufiger Studienabschlüsse wird beim momentanen Stand der Debatte die soziale Selektion nur noch weiter verschärft“, sagte Torsten Bultmann. „Das Land hat auch Forschungsgelder für die Hochschulen gekürzt. So etwas gehört sofort gestoppt!“, sagte Karin Kaschuba. „Die PDS ist grundsätzlich gegen Studiengebühren und plädiert für Chancengerechtigkeit.“ „Die Unternehmenssteuer hat die Ungerechtigkeit verschoben, das gebe ich zu“, sagte Jens Goebel. „Die volkswirtschaftliche Milchmädchenrechnung stimmt: Erst muss die Bildung kommen, dann folgt der Wirtschaftsaufschwung“, sagte Martin Döring. „Es ist schlicht falsch, dass nicht genügend Geld im Landeshaushalt vorhanden ist. Umverteilt werden kann beispielsweise vom Nordthüringer Straßenbau in die Bildung. Es ist alles eine Sache, wie man seine Prioritäten setzt“, sagte Karin Kaschuba. „Mann kann nicht eine rückläufige staatliche Hochschulfinanzierung durch private Mittel ausgleichen. Und erst recht kein Plus dadurch erreichen. Das Gegenteil ist der Fall: Einer Erhöhung staatlicher Zuschüsse folgte – auch uns insbesondere in Amerika – stets eine Steigerung der privaten Fördergelder“, sagte Torsten Bultmann. „Mir liegt die Weiterexistenz aller Thüringer Hochschulen am Herzen. Das Geld des Hochschulpaktes reicht wirklich nicht aus“, sagte Jens Goebel. „Viel Erfolg noch mit dem öffentlichen Diskurs. Dieser wird auch der Landesregierung helfen, die Potentiale voll auszuschöpfen“, sagte Karin Kaschuba. Und Martin Döring stimmte ihr zu.
„Wird die CDU nicht über den Hochschulpakt verhandeln, kommen wir eben wieder in den Landtag“, sagte ein anwesender Student. „Gerne protestiere ich persönlich auch auf ihrem Schreibtisch. Von morgens bis abends. Und jeden Tag.“ „Wie sind in einem Verteilungskampf“, äußerte sich ein weiterer Studierender. „Die Wahl sollte als Chance und Drohung gesehen werden - für diejenigen, die um ihre Stimmen zu fürchten haben.“
In zwei separaten Diskussionsrunden stellten sich nacheinander erst die Wissenschaftsministerin Thüringens, 4 Rektoren und der Geschäftsführer des Studentenwerkes Jena-Weimar – und anschließend die wissenschaftspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen, der Dekan der Weimarer Medienfakultät und Torsten Bultmann, Geschäftsführer des Bundes demokratischer WissenschaftlerInnen (BdWi), der studentischen Meinung und dem studentischen Protest.
Es wurde konträr diskutiert und argumentiert, in einem jedoch waren sich alle Anwesenden einig: Es ist an der Zeit, politische Scheuklappen abzulegen und gemeinsam die Nachbesserung des Thüringer Hochschulpaktes durch den Landtag zu forcieren. Die Thüringer Hochschulen haben Probleme, die keinesfalls nur an den Hochschulen selbst gelöst werden können.
„Meine Hochschule kann sonst in 2 Jahren dicht machen“, sagte Michael Schadeck vom StuRa der Technischen Universität Ilmenau. „Hören Sie also endlich auf, zu behaupten, alles wäre toll und den Schwarzen Peter stets nur weiter zu schieben. Seit 1975 ist keine deutsche Hochschule mehr ausfinanziert gewesen. Daran sind Sie alle zu gleichen Teilen schuld!“ Preisbereinigt sanken von 1975 bis heute die Ausgaben pro deutschem Studierenden auf ein Drittel der damaligen Aufwendungen ab. (Hintergrundinformationen unter: http://www.stura.tu-ilmenau.de/denkfabrik/daten/Heft_AG_HoPo_GEW_3.12.2003.pdf)
Ende Januar wird von der PDS ein Änderungsantrag zum Thüringer Hochschulpakt im Landtag eingebracht werden. Sowohl Prof. Dr. Jens Goebel (CDU) als auch Martin Döring (SPD) versicherten den anwesenden Studierenden, dass dieser Antrag in der Sache von allen Parteien nur gut geheißen und unterstützt werden kann.
Folgende mündliche Aussagen wurden verbindlich gemacht – und sind seitens der Studierendenschaft auf Video dokumentiert worden:
1. Block
„Das Hochschulsystem in Deutschland ist chronisch unterfinanziert. Durch die Annahme in den 90er Jahren, dass die Studentenzahlen sinken würden, ist so eine 150% Überlastung entstanden“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität. „Wir reagieren auf das Haushaltsdefizit des Landes nach einem Zufallsprinzip“, sagte der Rektor der Bauhaus-Universität Weimar. „Man muss mehr tun als der Hochschulpakt dies momentan tut“, sagte der Rektor der Hochschule für Musik. „Die neuen Bundesländer hatten zu allem die Chance und haben sie verpasst. Etwas weniger West und etwas mehr Ost würde uns allen gut tun“, sagte der Rektor der Fachhochschule Nordhausen. Das Studentenwerk Jena-Weimar machte deutlich, dass auch die Kürzungen des Landes am Studentenwerk nur auf dem Rücken der Studierenden ausgetragen werden könnten und dies weiterhin wohl auch zunehmend werden: Die Essenspreise werden steigen, die Semesterbeiträge werden erhöht usw. usf. Und dies alles in einem Kontext, in welchem die Qualität der Lehre kontinuierlich sinkt. „Es ist aber kein Geld für die Nachbesserung des Thüringer Hochschulpaktes da. Die Bundesregierung ist an allem schuld“, sagte Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski. Trotzdem wünsche sie sich für die deutschen Universitäten, dass diese in der internationalen ersten Liga mitspielen können. Elite-Universitäten hält sie für eine „blödsinnige Diskussion“. „Im Moment ist es an der Bauhaus-Universität Weimar ganz besonders eng. Reale Probleme sind deutlich ablesbar“, sagte der Rektor der Bauhaus-Universität Weimar. Er begrüßte die studentischen Aktivitäten und wünschte sich „langjährige Umwälzungsprozesse“. „Es gibt im Moment Probleme. Das hat niemand geleugnet“, bekannt Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski. „Wer behauptet, die Thüringer Rektoren sähen die Probleme an ihren Universitäten nicht oder würden gegen diese nicht ebenso wie die Studierenden protestieren, der irrt. Ich habe das immer getan“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Ich war nie in einer Partei und bin froh darüber. Das parteipolitische Geklüngel muss endlich ein Ende haben. Die Leute müssen erkennen, dass es um unsere jungen Leute geht“, sagte der Rektor der Hochschule für Musik. „Mehr Geld muss rausgerückt werden.“ „Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst darum sage ich auch, wie es um die Bildung in Deutschland steht. Ich setze mich für mehr Geld an Schulen und Hochschulen in Thüringen ein“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Frau Schipanski erwiderte er: „Die interne Hochschulreform kann es nicht sein.“ Und: „Aus den deutschen Hochschulen ist mit Teilreformen wohl kaum noch etwas herauszuholen. Wir habe keine Zeit mehr zu verlieren.“ „Es wird notwendig, in die Politik zu wechseln um in den Gremien mitzubestimmen“, sagte der Rektor der Bauhaus-Universität. „Studiengebühren sind unter den momentanen Bedingungen nur eines: Kontraproduktiv.“ „Es ist fünf vor Zwölf. Wir wären schlechte Rektoren, rückten wir die momentane bildungspolitische Debatte nicht in unseren Blickpunkt. Wir müssen um die knappen Gelder kämpfen. Reformprozesse sind fast vollständig ausgereizt. Unsere Ausbildung endet erst dann, wenn der Studierende im Arbeitsleben untergekommen ist“, sagte der Rektor der Fachhochschule Nordhausen. „Außer unseren Köpfen haben wir in Deutschland kaum etwas. Rohstoffe jedenfalls nicht“, sagte der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Der Thüringer Hochschulpakt kann uns nicht zufrieden stellen.“
2. Block
„Thüringen muss sehr viel für die Bildung tun“, sagte Jens Goebel. „Wir müssen richtig gewichten. Der Hochschulpakt ist zu unflexibel. So sind wir nicht zukunftsfähig“, sagte Karin Kaschuba. „6 Millionen wurden in eine Werbekampagne für die Denkfabrik investiert, die doch lieber nicht in Werbung sondern in Denken hätten investiert werden sollen.“ „Die SPD lehnt grundsätzlich jedwede Art von Studiengebühren ab“, sagte Martin Döring. „Auch und gerade die soeben eingeführten Langzeitstudiengebühren gehören wieder abgeschafft.“ „Studiengebühren sind für die Hochschule zwar attraktive Einnahmen. Sie stellen jedoch eine unmögliche Hypothek für Studierende als auch und vor allem ein Nullsummenspiel dar“, sagte Matthias Maier. „Wenn sonst nichts mehr geht, tritt man die Elite-Debatte los. Das war in der deutschen Geschichte stets der Fall. Eine Ersatz- und Ablenkungsdebatte“, sagte Torsten Bultmann. „Elite ist eine Mogelpackung. Auslese und Aufteilung von Menschen – sonst nichts.“ „Das Land ist in der Pflicht. Denn der Hochschulpakt reicht nicht aus. Wir schneiden uns sonst nur ins eigene Fleisch“, sagte Martin Döring. „Der Hochschulpakt ist ein wahnsinnig enges Korsett. Es zeigt sich: Wenn wir nicht sofort etwas tun, müssen wir in 10 Jahren Studierende bezahlen, damit sie an unsere Hochschulen kommen. Politiker müssen endlich Werteentscheidungen treffen. Es ist viel über Reformen gesprochen worden. Es wurden jedoch nur wenige durchgesetzt. Und das ist nicht nur Uni-Sache!“, sagte Matthias Maier. „Der Elitediskurs ist nichts anderes als eine inszenierte Reform. Durch Einführung zweistufiger Studienabschlüsse wird beim momentanen Stand der Debatte die soziale Selektion nur noch weiter verschärft“, sagte Torsten Bultmann. „Das Land hat auch Forschungsgelder für die Hochschulen gekürzt. So etwas gehört sofort gestoppt!“, sagte Karin Kaschuba. „Die PDS ist grundsätzlich gegen Studiengebühren und plädiert für Chancengerechtigkeit.“ „Die Unternehmenssteuer hat die Ungerechtigkeit verschoben, das gebe ich zu“, sagte Jens Goebel. „Die volkswirtschaftliche Milchmädchenrechnung stimmt: Erst muss die Bildung kommen, dann folgt der Wirtschaftsaufschwung“, sagte Martin Döring. „Es ist schlicht falsch, dass nicht genügend Geld im Landeshaushalt vorhanden ist. Umverteilt werden kann beispielsweise vom Nordthüringer Straßenbau in die Bildung. Es ist alles eine Sache, wie man seine Prioritäten setzt“, sagte Karin Kaschuba. „Mann kann nicht eine rückläufige staatliche Hochschulfinanzierung durch private Mittel ausgleichen. Und erst recht kein Plus dadurch erreichen. Das Gegenteil ist der Fall: Einer Erhöhung staatlicher Zuschüsse folgte – auch uns insbesondere in Amerika – stets eine Steigerung der privaten Fördergelder“, sagte Torsten Bultmann. „Mir liegt die Weiterexistenz aller Thüringer Hochschulen am Herzen. Das Geld des Hochschulpaktes reicht wirklich nicht aus“, sagte Jens Goebel. „Viel Erfolg noch mit dem öffentlichen Diskurs. Dieser wird auch der Landesregierung helfen, die Potentiale voll auszuschöpfen“, sagte Karin Kaschuba. Und Martin Döring stimmte ihr zu.
„Wird die CDU nicht über den Hochschulpakt verhandeln, kommen wir eben wieder in den Landtag“, sagte ein anwesender Student. „Gerne protestiere ich persönlich auch auf ihrem Schreibtisch. Von morgens bis abends. Und jeden Tag.“ „Wie sind in einem Verteilungskampf“, äußerte sich ein weiterer Studierender. „Die Wahl sollte als Chance und Drohung gesehen werden - für diejenigen, die um ihre Stimmen zu fürchten haben.“
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Offener Brief: "Erfurt spricht sich gegen Studiengebühren aus"
jensw, 22:02h
Lieber StuRa der Uni Erfurt,
entschuldigt, wenn ich mich in „Eure“ Sachen einmische; ich denke jedoch, dass Euch ein wenig Vernunft momentan nur gut tun kann – als auch und vor allem, dass Ihr momentan Positionen einnehmt, die Euch nicht zustehen und ganz Thüringen schaden. Daher folgende Erwiderungen auf Eure heute morgen der Thüringer Allgemeinen (siehe: http://www.thueringerallgemeine.de/ta/ta.standard.volltext.phpkennung=on2taHOMHomNational38005&zulieferer=ta&kategorie=HOM&rubrik=Homepage®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1) verkündete Position, dass die Erfurter Studierenden für Studiengebühren sein:
1. Es gibt keinen Beschluss seitens des StuRa zu diesem Sachverhalt. Wer immer da mit der Presse sprach; er oder sie log.
2. Es gibt ganz im Gegenteil einen anders lautenden Beschluss, dem auch Euer StuRa vor kurzem zugestimmt hat: In der momentanen
gesellschaftlichen Situation sprechen sich alle Thüringer Studierendenvertretungen gegen jedwede Art von Studiengebühren aus.
3. Ich frage mich, wen ihr vertretet. Einer von Euch spricht für den StuRa, der nicht beschlossen hat. Und dieser wiederum spricht momentan, so scheint es jedenfalls, auch nur für sich! Denn: Keiner Eurer Studierenden, welcher auch nur ein Buch zum Thema Studiengebühren gelesen hat, die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes kennt oder weiß, wie es ist, kein Geld zu haben, kann und wird sich von Eurer zunehmend sozialchauvinistischer werdenden Meinung repräsentiert fühlen können.
4. Ihr lasst Euch von der momentanen Politik vor den Karren spannen. Nicht nur schreibt Ihr dumme und leere Argumente des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ab und behauptet, sozial gerecht wäre, wenn nun Kindergartenplätze UND Studienplätze bezahlt werden müssten –
anstatt zu erkennen, dass es dumm ist, nach der Pest nun die Cholera zu fordern. Auch lenkt ihr die Debatte um verheerende Studienbedingungen an
auch und gerade Eurer Universität in eine Richtung, die kontraproduktiv ist. Denn: Ihr habt Probleme und diskutiert nun über Studiengebühren anstatt über die
Probleme selbst. Und: Ihr konstruiert eine vermeintliche „Lösung“ (Studiengebühren eben), die alle vorhandenen Probleme nur noch verschärfen würde – und diese niemals zu lösen vermag.
Es gibt keine „sozial verträglichen“ Studiengebühren. Ökonomen wie Sozialwissenschaftler werden Euch dies bestätigen. Diese Debatte mag ich jedoch nicht an dieser Stelle führen. Ich möchte Euch jedoch bitten – bitten, die Legitimation Eurer Behauptung, für die Erfurter Studierenden zu sprechen, zu prüfen. Denn – wie mir viele Erfurter Studierende bestätigten: Es scheint eher, als verträtet Ihr Euch denn sie!
Bitte erklärt und informiert Euch. Und verbreitet keine abgeschriebenen und falschen Argumente im Namen anderer, in deren Namen ihr tatsächlich
nicht sprecht.
Mit freundlichen Grüssen
Jens Wernicke
Referent für Hochschulpolitik des Studierendenkonvents der Bauhaus-Universität Weimar
entschuldigt, wenn ich mich in „Eure“ Sachen einmische; ich denke jedoch, dass Euch ein wenig Vernunft momentan nur gut tun kann – als auch und vor allem, dass Ihr momentan Positionen einnehmt, die Euch nicht zustehen und ganz Thüringen schaden. Daher folgende Erwiderungen auf Eure heute morgen der Thüringer Allgemeinen (siehe: http://www.thueringerallgemeine.de/ta/ta.standard.volltext.phpkennung=on2taHOMHomNational38005&zulieferer=ta&kategorie=HOM&rubrik=Homepage®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1) verkündete Position, dass die Erfurter Studierenden für Studiengebühren sein:
1. Es gibt keinen Beschluss seitens des StuRa zu diesem Sachverhalt. Wer immer da mit der Presse sprach; er oder sie log.
2. Es gibt ganz im Gegenteil einen anders lautenden Beschluss, dem auch Euer StuRa vor kurzem zugestimmt hat: In der momentanen
gesellschaftlichen Situation sprechen sich alle Thüringer Studierendenvertretungen gegen jedwede Art von Studiengebühren aus.
3. Ich frage mich, wen ihr vertretet. Einer von Euch spricht für den StuRa, der nicht beschlossen hat. Und dieser wiederum spricht momentan, so scheint es jedenfalls, auch nur für sich! Denn: Keiner Eurer Studierenden, welcher auch nur ein Buch zum Thema Studiengebühren gelesen hat, die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes kennt oder weiß, wie es ist, kein Geld zu haben, kann und wird sich von Eurer zunehmend sozialchauvinistischer werdenden Meinung repräsentiert fühlen können.
4. Ihr lasst Euch von der momentanen Politik vor den Karren spannen. Nicht nur schreibt Ihr dumme und leere Argumente des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ab und behauptet, sozial gerecht wäre, wenn nun Kindergartenplätze UND Studienplätze bezahlt werden müssten –
anstatt zu erkennen, dass es dumm ist, nach der Pest nun die Cholera zu fordern. Auch lenkt ihr die Debatte um verheerende Studienbedingungen an
auch und gerade Eurer Universität in eine Richtung, die kontraproduktiv ist. Denn: Ihr habt Probleme und diskutiert nun über Studiengebühren anstatt über die
Probleme selbst. Und: Ihr konstruiert eine vermeintliche „Lösung“ (Studiengebühren eben), die alle vorhandenen Probleme nur noch verschärfen würde – und diese niemals zu lösen vermag.
Es gibt keine „sozial verträglichen“ Studiengebühren. Ökonomen wie Sozialwissenschaftler werden Euch dies bestätigen. Diese Debatte mag ich jedoch nicht an dieser Stelle führen. Ich möchte Euch jedoch bitten – bitten, die Legitimation Eurer Behauptung, für die Erfurter Studierenden zu sprechen, zu prüfen. Denn – wie mir viele Erfurter Studierende bestätigten: Es scheint eher, als verträtet Ihr Euch denn sie!
Bitte erklärt und informiert Euch. Und verbreitet keine abgeschriebenen und falschen Argumente im Namen anderer, in deren Namen ihr tatsächlich
nicht sprecht.
Mit freundlichen Grüssen
Jens Wernicke
Referent für Hochschulpolitik des Studierendenkonvents der Bauhaus-Universität Weimar
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Eliteuni Erfurt
traub, 12:35h
In Erfurt wurde am Abend des 21.1. zum Thema „Wie der Phönix aus der Asche“ - Eliteuni Erfurt diskutiert.
» Ministerpräsidentskandidat bricht mit Partei 21.1.2004
» Offener Brief an die Thüringer Rektoren 9.1.2004
» Ministerpräsidentskandidat bricht mit Partei 21.1.2004
» Offener Brief an die Thüringer Rektoren 9.1.2004
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Mi 21.1.04 Mensa: Podiumsdiskussion
maxfriedrich, 10:59h
»Bildergalerie
»Audio-Mitschnitt
»Pressemitteilung
13:30 Pressekonferenz
Zwei Talkrunden mit verschiedenen politischen Verantwortlichen und studierenden der Thüringer Hochschulen.
14:30 Debatte - Teil I
Gäste: Bildungs- und Wissenschaftsministerin Frau Prof. Dagmar Schipanski (CDU) mit den Rektoren der Thüringer Hochschulen und ein Vertreter des Deutschen Studentenwerkes.
16:30 Debatte - Teil II
Gäste: Bildungsexperten der Fraktion des ThüringerLandtages:
Prof. Dr. Jens Goebel (Mitglied der Enqetekommission Erziehung und Bildng (der CDU Fraktion im TLT)
Dr. Karin Kaschuba (Bildungspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion im TLT)
Martin Döring (Referent des Bildungspolitischen Sprecher, Dr. Schuchardt, der SPD Fraktionim TLT)
Bildungsexperten:
Torsten Bultmann (Geschäftsführer des „Bund demokratischer Wissenschaftler“)
Prof. Mathias Maier (Professur Medienmanagement Bauhaus-Universität Weimar)
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Dienstag, 20. Januar 2004
Pressemitteilung: Politikprominenz und Rektoren stellen sich dem Problem
jensw, 23:51h
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich Sie im Namen der Studierendenschaft der Bauhaus-Universität Weimar zu einer Pressekonferenz und anschliessender "Anhörung der politisch Verantwortlichen" einladen.
Diese "Anhörung" wird die Situation der Thüringer Hochschulen und Probleme der Thüringer Studierenden thematisieren.
Fast alle Thüringer Rektoren, Frau Wissenschaftsministerin Schipanski sowie verschiedene Politiker aller Landtagsfraktionen werden Rede und Antwort stehen.
Neben verschiedenen Thringer Rektoren werden unter anderem anwesend sein: Frau Schipanski (CDU), Frau Kaschuba (PDS), Herr Göbel (CDU), Herr Döring (SPD) - sowie Torsten Bultmann (Geschäftsführer des BdWi) und Matthias Maier (Prof. Medienmanagement). Die Moderation wird Ralf Homann (Hochschuldozent und Journalist) übernehmen.
Anbei finden Sie den Forderungskatalog der Studierenden der Bauhaus Universität sowie einen genauen Programmablauf.
Die Pressekonferenz wird im Vorfeld der Podiumsdisussion um 13.30 Uhr im Raum 201 in der Mensa im Park in Weimar stattfinden.
Parkmöglichkeiten gibt es am Beethovenparkplatz am DORINT-Hotel.
Wir würden uns über Ihr Erscheinen sehr freuen.
Mit besten Grüßen
Maria Dantz
AK Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Streikkomitees
Bauhaus Universität Weimar
hiermit möchte ich Sie im Namen der Studierendenschaft der Bauhaus-Universität Weimar zu einer Pressekonferenz und anschliessender "Anhörung der politisch Verantwortlichen" einladen.
Diese "Anhörung" wird die Situation der Thüringer Hochschulen und Probleme der Thüringer Studierenden thematisieren.
Fast alle Thüringer Rektoren, Frau Wissenschaftsministerin Schipanski sowie verschiedene Politiker aller Landtagsfraktionen werden Rede und Antwort stehen.
Neben verschiedenen Thringer Rektoren werden unter anderem anwesend sein: Frau Schipanski (CDU), Frau Kaschuba (PDS), Herr Göbel (CDU), Herr Döring (SPD) - sowie Torsten Bultmann (Geschäftsführer des BdWi) und Matthias Maier (Prof. Medienmanagement). Die Moderation wird Ralf Homann (Hochschuldozent und Journalist) übernehmen.
Anbei finden Sie den Forderungskatalog der Studierenden der Bauhaus Universität sowie einen genauen Programmablauf.
Die Pressekonferenz wird im Vorfeld der Podiumsdisussion um 13.30 Uhr im Raum 201 in der Mensa im Park in Weimar stattfinden.
Parkmöglichkeiten gibt es am Beethovenparkplatz am DORINT-Hotel.
Wir würden uns über Ihr Erscheinen sehr freuen.
Mit besten Grüßen
Maria Dantz
AK Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Streikkomitees
Bauhaus Universität Weimar
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Langzeitstudent, warum?
traub, 01:30h
Für die Podiumsdiskussion mit Dagmar Schipanski am Mittwoch wäre es interessant möglichst viele Beispiele zu kennen, wie es zur Überschreitung der Regelstudienzeit kommen kann.
Schickt uns einfach eure Erfahrungen an:
langzeitstudium@web.de
Schickt uns einfach eure Erfahrungen an:
langzeitstudium@web.de
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Sonntag, 18. Januar 2004
Bildungsfinanzierung als zentrale Aufgabe von Bund und Ländern
traub, 17:06h
Die Bildungsausgaben und speziell die Ausgaben für die Hochschulen
werden in fast allen Bundesländern massiv gekürzt. Folge ist, dass
Seminare und Vorlesungen hoffnungslos überfüllt sind, ganze Fachbereiche
und sogar Hochschulen zusammengelegt bzw. aufgelöst werden. Gleichzeitig
werden bei immer schlechteren Lernbedingungen "Langzeitstudiengebühren"
eingeführt, welche die soziale Auslese unter den Studierenden weiter
verschärfen werden und auch wirtschaftlich absolut sinnlos sind. Die
Legende der "Sozialschmarotzer" wird so, in die Diskurse der
Studierendenproteste integriert und verschweigt, dass bei
voranschreitender Entwicklung im Bildungsbereich in ein paar Jahren wohl
jedeR LangzeitstudentIn ist. Darüber hinaus wird durch die Einführung
von Langzeitstudiengebühren bereits heute die Infrastruktur geschaffen,
um in Bälde allgemeine Studiengebühren einzuführen und die
Privatisierung der Bildung voranzutreiben.
Kein Vorwand ist dabei momentan zu billig, um mittelfristige
Hochschulstrukturreformen durchzusetzen, die eine weitere Selektion im
Bildungswesen mit sich bringen. Viele Maßnahmen, die unter dem Etikett
der „Strukturreform“ (vgl. Bologna-Prozesses) an den Hochschulen
durchgesetzt werden, dienen allein Einsparungen und
Zugangsverknappungen. Wir fordern daher ein Umdenken in der Finanz- und
Bildungspolitik. Kürzungen und Stagnation im Bildungs- und Sozialbereich
verschärfen die soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die Ziele
einer emanzipatorischen Gesellschaft und der Teilhabe aller an ihr und
ihrer Gestaltung werden so nicht erreicht.
Im Rahmen der Diskussion um die Kompetenzneuordnung zwischen Bund und
Ländern fordern wir ein deutliches Signal von Seiten des Bundes, sich im
gesamten Bundesgebiet für eine qualitativ hochwertige und gebührenfreie
Bildung einzusetzen.
Bildung als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Wenn wir uns für eine qualitativ wie quantitativ gesicherte und sozial
gerechte Bildung einsetzen, dann handeln wir im gesamtgesellschaftlichen
Interesse. Ohne Bildung keine Zukunft. Wir lehnen einen Verteilungskampf
zwischen den verschiedenen Institutionen und Ebenen im Bildungsprozess
(z.B. Kindergärten versus Hochschulen) ab.
In diesem Zusammenhang fordern wir eine qualitative inhaltsorientierte
Studienreform ein. Dazu ist eine gesamtgesellschaftliche Debatte über
eine kritische Praxisorientierung des Studiums erforderlich.
Wissenschaftliche Qualifikation muss als Instrument gesellschaftlicher
Veränderung auch von Seiten der Studierenden wiederentdeckt werden.
Gleichzeitig wenden wir uns gegen die soziale Selektivität des
Bildungssystems. Eine qualitativ hochwertige Bildung, die
emanzipatorischen Ansprüchen genügt, muss allen Menschen offen stehen.
Offene und heimliche Zugangshürden müssen abgebaut, nicht neu errichtet
werden.
Nein zum Sozialabbau
Uns ist klar: Die Argumente der leeren Kassen werden auch gegen andere
soziale Gruppen wie beispielsweise RentnerInnen, ArbeiterInnen,
MigrantInnen, Behinderte, Arbeitslose, SozialhilfeempfängerInnen und
BeamtInnen angewandt. Wir wehren uns dagegen, diese sozialen Gruppen
gegeneinander oder auch gegen die Studierenden auszuspielen. Die
Bundesrepublik Deutschland ist als Volkswirtschaft heute so reich wie
nie zuvor. Daher muss es darum gehen, die Finanzierung von Bildung und
des Sozialstaates über eine Beteiligung der Unternehmen und der
Besserverdienenden sicherzustellen. Wir Studierenden solidarisieren uns
nachdrücklich mit den vom Sozialabbau der Agenda 2010 und anderen
Konzepten betroffenen Personengruppen und Protestierenden.
Forderungskatalog der Studierenden
Wir fordern die sofortige Nachbesserung des Thüringer Hochschulpaktes,
um der weiteren Verschlechterung der Qualität von Lehre und Forschung
entgegenzuwirken. Steigende Studierendenzahlen, Tariferhöhungen und
Inflation müssen bei der Mittelzuteilung berücksichtigt werden. Wir
fordern die Landesregierung auf, die Zielvorgaben der Bundesregierung
umzusetzen und mindestens 40% eines Jahrgangs eine Hochschulausbildung
zu ermöglichen. Darüber hinaus muss im Rahmen der sozialen Entwicklung
der Gesellschaft, die den Anspruch der Chancengerechtigkeit hat, der
Zugang zu Bildung für Menschen aus sozial schwächer gestellten
Verhältnissen gesichert sein. Unter den gegebenen gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen fordern wir das Verbot jeglicher Art von
Studiengebühren. Wir fordern den selbstbestimmten Zugang zu Bildung.
JedeR Bachelor-AbsolventIn soll einen Rechtsanspruch auf den Zugang zum
Masterstudiengang haben. Wir fordern, Studiengänge nicht nach ihren
scheinbaren ökonomischen Nutzen zu beurteilen und wissenschafts- wie
gesellschaftskritisches Studieren zu ermöglichen anstatt Studierende zu
Konsumenten zu degradieren. Wir wehren uns gegen die vermeintliche
Profilbildung der Hochschulen des Landes, wenn sie zu Schließungen und
Vereinheitlichung von Standorten und Abbau von Vielfalt führt. Wir
fordern die fächerspezifische Mittelsicherung eines jeden
Studienplatzes, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu
gewährleisten. Wir fordern die umfassende Demokratisierung der
Hochschule. Dies beinhaltet paritätische Mitbestimmungsregelungen im
Entscheidungsprozess für die betroffenen Gruppen.
werden in fast allen Bundesländern massiv gekürzt. Folge ist, dass
Seminare und Vorlesungen hoffnungslos überfüllt sind, ganze Fachbereiche
und sogar Hochschulen zusammengelegt bzw. aufgelöst werden. Gleichzeitig
werden bei immer schlechteren Lernbedingungen "Langzeitstudiengebühren"
eingeführt, welche die soziale Auslese unter den Studierenden weiter
verschärfen werden und auch wirtschaftlich absolut sinnlos sind. Die
Legende der "Sozialschmarotzer" wird so, in die Diskurse der
Studierendenproteste integriert und verschweigt, dass bei
voranschreitender Entwicklung im Bildungsbereich in ein paar Jahren wohl
jedeR LangzeitstudentIn ist. Darüber hinaus wird durch die Einführung
von Langzeitstudiengebühren bereits heute die Infrastruktur geschaffen,
um in Bälde allgemeine Studiengebühren einzuführen und die
Privatisierung der Bildung voranzutreiben.
Kein Vorwand ist dabei momentan zu billig, um mittelfristige
Hochschulstrukturreformen durchzusetzen, die eine weitere Selektion im
Bildungswesen mit sich bringen. Viele Maßnahmen, die unter dem Etikett
der „Strukturreform“ (vgl. Bologna-Prozesses) an den Hochschulen
durchgesetzt werden, dienen allein Einsparungen und
Zugangsverknappungen. Wir fordern daher ein Umdenken in der Finanz- und
Bildungspolitik. Kürzungen und Stagnation im Bildungs- und Sozialbereich
verschärfen die soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die Ziele
einer emanzipatorischen Gesellschaft und der Teilhabe aller an ihr und
ihrer Gestaltung werden so nicht erreicht.
Im Rahmen der Diskussion um die Kompetenzneuordnung zwischen Bund und
Ländern fordern wir ein deutliches Signal von Seiten des Bundes, sich im
gesamten Bundesgebiet für eine qualitativ hochwertige und gebührenfreie
Bildung einzusetzen.
Bildung als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Wenn wir uns für eine qualitativ wie quantitativ gesicherte und sozial
gerechte Bildung einsetzen, dann handeln wir im gesamtgesellschaftlichen
Interesse. Ohne Bildung keine Zukunft. Wir lehnen einen Verteilungskampf
zwischen den verschiedenen Institutionen und Ebenen im Bildungsprozess
(z.B. Kindergärten versus Hochschulen) ab.
In diesem Zusammenhang fordern wir eine qualitative inhaltsorientierte
Studienreform ein. Dazu ist eine gesamtgesellschaftliche Debatte über
eine kritische Praxisorientierung des Studiums erforderlich.
Wissenschaftliche Qualifikation muss als Instrument gesellschaftlicher
Veränderung auch von Seiten der Studierenden wiederentdeckt werden.
Gleichzeitig wenden wir uns gegen die soziale Selektivität des
Bildungssystems. Eine qualitativ hochwertige Bildung, die
emanzipatorischen Ansprüchen genügt, muss allen Menschen offen stehen.
Offene und heimliche Zugangshürden müssen abgebaut, nicht neu errichtet
werden.
Nein zum Sozialabbau
Uns ist klar: Die Argumente der leeren Kassen werden auch gegen andere
soziale Gruppen wie beispielsweise RentnerInnen, ArbeiterInnen,
MigrantInnen, Behinderte, Arbeitslose, SozialhilfeempfängerInnen und
BeamtInnen angewandt. Wir wehren uns dagegen, diese sozialen Gruppen
gegeneinander oder auch gegen die Studierenden auszuspielen. Die
Bundesrepublik Deutschland ist als Volkswirtschaft heute so reich wie
nie zuvor. Daher muss es darum gehen, die Finanzierung von Bildung und
des Sozialstaates über eine Beteiligung der Unternehmen und der
Besserverdienenden sicherzustellen. Wir Studierenden solidarisieren uns
nachdrücklich mit den vom Sozialabbau der Agenda 2010 und anderen
Konzepten betroffenen Personengruppen und Protestierenden.
Forderungskatalog der Studierenden
Wir fordern die sofortige Nachbesserung des Thüringer Hochschulpaktes,
um der weiteren Verschlechterung der Qualität von Lehre und Forschung
entgegenzuwirken. Steigende Studierendenzahlen, Tariferhöhungen und
Inflation müssen bei der Mittelzuteilung berücksichtigt werden. Wir
fordern die Landesregierung auf, die Zielvorgaben der Bundesregierung
umzusetzen und mindestens 40% eines Jahrgangs eine Hochschulausbildung
zu ermöglichen. Darüber hinaus muss im Rahmen der sozialen Entwicklung
der Gesellschaft, die den Anspruch der Chancengerechtigkeit hat, der
Zugang zu Bildung für Menschen aus sozial schwächer gestellten
Verhältnissen gesichert sein. Unter den gegebenen gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen fordern wir das Verbot jeglicher Art von
Studiengebühren. Wir fordern den selbstbestimmten Zugang zu Bildung.
JedeR Bachelor-AbsolventIn soll einen Rechtsanspruch auf den Zugang zum
Masterstudiengang haben. Wir fordern, Studiengänge nicht nach ihren
scheinbaren ökonomischen Nutzen zu beurteilen und wissenschafts- wie
gesellschaftskritisches Studieren zu ermöglichen anstatt Studierende zu
Konsumenten zu degradieren. Wir wehren uns gegen die vermeintliche
Profilbildung der Hochschulen des Landes, wenn sie zu Schließungen und
Vereinheitlichung von Standorten und Abbau von Vielfalt führt. Wir
fordern die fächerspezifische Mittelsicherung eines jeden
Studienplatzes, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu
gewährleisten. Wir fordern die umfassende Demokratisierung der
Hochschule. Dies beinhaltet paritätische Mitbestimmungsregelungen im
Entscheidungsprozess für die betroffenen Gruppen.
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